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Abschrift des Interviews, das Sandra Maischberger mit Bud Spencer für ihre n-tv - Sendung führte.
Ausstrahlungsdatum: 17. Februar 2004, Länge: 31:40 Minuten


Hier ist Dottore Carlo Pedersoli, alias Bud Spencer! Herzlich Willkommen!
Sie haben mich verstanden auf Deutsch. Ich weiß es genau.

Ich verstanden ein wenig.

Und sie können ein wenig deutsch reden?

In meiner Jugend, ich habe in der Schule Deutsch studiert, aber ich habe alle vergessen.

Ich glaube sie sind perfekt in Deutsch, oder?

Ich glaube no

Ich glaube no. Also, ich habe eine deutsche Zeitung gelesen. Da stand als Überschrift anläßlich ihres neuen Films: "Der Nachwuchs-Schaupieler". Ist das ein Kompliment, ist das schmeichelhaft?

Na ja, was das Alter angeht, ich bin ja jetzt schon 74 Jahre alt, aber was die Schauspieler angeht, so bin ich immer noch ein Lehrling. Ich habe mehr als 100 Filme gedreht in einer bestimmten Rollenverteilung und diesmal bin ich wirklich ein echter Schauspieler. Also insofern trifft das zu.

Das ist genau das, was dieser Kritiker geschrieben hat. Der Film ist ja von einem sehr berühmten italienischen Autorenfilmer, Ermanno Olmi. Sie spielen einen Piratenkapitän, eine alte chinesische Erzählung, sehr ja lyrisch beinahe und man hat sich gefragt, warum sie in ihren Alter, das sie gerade erwähnt haben, noch einen Wechsel unternehmen ins Charakterfach. Wieso ist das so?

Das hat Ermanno Olmi so entschieden. Ich hätte ja sonst ganz normal weiter gemacht in meiner üblichen Art, noch über Jahre hinweg. Aber das Wichtige ist, dass dieser Charakter, ein Admiral der portugiesischen Marine und Andorra ist, also keinen Zugang zum Meer hat. Das ist ein sehr liebenswürdiger Widerspruch, darüber wird auch im Film gesprochen und spanisch, portugiesisch, italienisch gleichzeitig, warum nun? Hier gehört man zum griechischen Korps, vom griechischen Korps kommt man ins Mittelalter und dann beginnt man ein Märchen zu erzählen. Das ist also eine Art Vorspiel in einem Bordell im Jahre 1940 und dann treten wir in dieses Märchen ein und erzählen das Märchen. Der Film handelt davon. Hören wir auf mit dem Krieg und schliessen wir endlich Frieden miteinander. Das ist im Wesentlichen die Botschaft des Films.

Sie haben gesagt es war eine Schelte, also es war eine Entscheidung des Regisseurs sie dafür zu besetzen. Gleichwohl, sie hätten schon früher solche Rollen spielen können. Fellini bespielsweise hatte ihnen eine Rolle in Satyricon angeboten. Oder sie hätten in einer Verfilmung Shakespeares König Liar spielen können. Warum haben sie so spät zu so einer Rolle gegriffen? Und warum haben sie nicht Fellini gemacht damals?

Aus Anstand! Der Anstand kommt davon her, dass ich einfach keine Ausbildung als Schauspieler habe. Ich habe nie eine Schauspielschule besucht. Ich würde mich eher als einen großen Naiven sehen. Umso besser, würde ich sogar sagen. Ich bin da irgendwie hineingeschleudert worden, sowohl als Einzelner wie auch zusammen mit Terence Hill. Auf diese Weise konnte ich diese Figur wirklich zum Wachsen bringen. Die Grundlage, die für einen Schauspieler nötig ist, nicht nur um Shakespeare zu spielen, nicht nur um bei Fellini mitzuspielen, sondern auch um andere Filme zu machen, wie zum Beispiel "Gulliver", der mir angeboten wurde oder ein anderer französicher Film, oder Heinrich, der Achte von Shakespeare. Also das geht ganz einfach über meine Möglichkeiten hinaus. Deshalb sage ich "aus Anstand", ich habe einfach nicht die Grundlagen im Schauspielerischen. Ermanno Olmi hingegen hat mir eine Rolle angeboten, die für mich machbar war.

Sie haben kein besonders hohes Ansehen, glaube ich, von Schaupielern generell. Sie haben einmal gesagt "Selbst ein Schimpanse wäre in der Lage einen Schaupieler in einem Kinofilm zu geben". Wie kommt das, dass sie das denken?

Ich habe erklärt, dass nach 45 bis 50 Probeaufnahmen auch ein Affe diese Szene spielen könnte. Das hängt natürlich von den Fähigkeiten des Affen ab, weniger von denen, die um ihn herum sind. Viele Schauspieler im Kino kommen eigentlich vom Theater her. Das sind die echten Schauspieler. Die anderen haben eine Ausbildung durchlaufen. Und wenn sie wirklich eine grundlegende Ausbildung erfahren haben, dann können sie wirklich anständig arbeiten. Ich bin in einer Sprache aufgewachsen, die nicht die meine ist. Ich habe über 80 Filme auf Englisch gedreht, also da fehlt es einfach hinten und vorne. Der Vorteil, wo liegt der Vorteil von all dem? Wie groß ist der Wortschatz eines amerikanischen Cowboys in seinem ganzen Leben? In Texas oder irgendwo sonst? 40, 50 Wörter um zu überleben? Deswegen konnte ich diese Rollen ganz prima spielen.

Und der Soundtrack ihrer Filme ist gewissermaßen international. Wir wollen das einfach nochmal beweisen, in dem wir nur für die Ohren einmal einen typischen Bud Spencer Film auch unseren Zuschauern nochmal präsentieren. Das klingt nämlich so.

(Akustischer Einspieler einer Schlägerei)

Und ich hatte das Gefühl, es hat ihnen Spaß gemacht. Sie sind ein friedfertiger Mensch und haben trotzdem Kampffiguren erfunden, wie die Kopfnuss oder "La Bomba", etwas in dieser Art und man hatte das Gefühl, es macht ihnen Spaß. 40 Wörter und dann nur noch Schläge.

Ich möchte mal fragen, sie als Frau weniger, aber die Männer, die mir zuhören, unabhängig von der Bildung, die sie haben, wenn ihr Wortschatz aufhört, wenn sie sich wirklich in Wut hineinsteigern, dann schlagen sie doch zu. Und genau das mache ich auch in meinen Filmen, aber immer auf komische Weise. Aber nur im Film, aber in den Filmen habe ich doch einen Wortschatz, der mehr als 50 Worte umfasst. Das kann ich ihnen versichern.

Sie sind im Leben Doktor der Jura und werden aber verwechselt auf der Straße, also sie sind Dottore Carlo Pedersoli und auf der Straße nennt man sie Bud Spencer. Es gibt einen enormen Unterschied zwischen diesen beiden Personen. Sie haben es gerade selber gesagt. Der eine hat viele Worte, der andere hat wenig Worte. Der eine ist ein studierter Mann, der andere ist ein, ja abonniert auf die Rolle eines gutmütigen, ja Prügelknaben. Haben sie darunter gelitten, dass man sie verwechselt hat? Also sie den kultivierten Carlo Pedersoli mit einem Bud Spencer?

Nein, Carlo Pedersoli bin ich und das bin ich und bleibe ich auch in meiner Lebensweise und in meiner Familie. Das kann mir niemand nehmen. Bud Spencer ist später entstanden, sehr viel später, mit 37 Jahren Verspätung. Ich habe die Universität im Fach Chemie begonnen, bin dann zu JUS übergegangen, also mit 35 Jahren habe ich mich dann in der Soziologie eingeschrieben. Meine Tochter begriff nämlich die Grundlagen der Soziologie nicht. Ich werde Dir beweisen, dass dein Vater sich eher noch einen Abschluss in Soziologie verschafft als Du. Dann habe ich dann aber aufgehört nach diesen drei Abschlüssen und meine Tochter hat sich auch den Abschluss verschafft.

Das ist Carlo Pedersoli. Wieso haben sie, als die Figur des Bud Spencer kam, überhaupt den Namen gewechselt für diese Rolle?

Auch das aus Anstand. Carlo Pedersoli war ein Meister in den Schwimmwettbewerben der olympischen Spiele. Er hatte auch mal im Wasserball die Europameisterschaft gewonnen und all dieses, also 10 Jahre lang italienischer Meister im Schwimmen und Teilnahme an vier Europameisterschaften. Ich war also ein ziemlich bekannter Sportler. Ich wollte nur einen Film machen. Ich wollte eigentlich nie Schauspieler werden. Also habe ich meinen Namen geändert. Bud Spencer habe ich mir zugelegt und. Ich nannte mich Bud weil das so eine Biername ist ...

Als Italiener hätten sie Birra Peroni nehmen müssen. Peroni Spencer.

Peroni Spencer klingt einfach nicht gut.

Ich habe verstanden, warum sie von Carlo Pedersoli zu Bud Spencer wurden. Ich habe nicht verstanden warum sie jetzt als Bud Spencer in Ermanno Olmis Film gespielt haben, denn die Figur, die sie darin spielen, hat mit Bud Spencer nichts zu tun.

Nun ja, es geht nicht darum, dass die eine Welt nichts mit der anderen zu tun hat. Bud Spencer ist eine Art Schemafigur geworden. Mein ganzes Kinoleben ist eigentlich mit diesen Namen verknüpft: Bud Spencer. Also sobald ich im Film auftrete, bin ich Bud Spencer, seit jeher.

Es sind sehr sehr viele, weil sie es gerade erwähnt haben. Sie haben ein sensationelles Abitur gemacht, so jedenfalls liest man. Ich weiß es nicht genau. In Rom dann eben Chemie angefangen zu studieren. Sie waren Schwimmmeister Italiens, zweimal bei den olympischen Spielen, sie haben es gesagt. Wir haben noch ein Foto aus der damaligen Zeit, das zeigt, was für ein athletischer Mensch Carlo Pedersoli zu der Zeit war. Zweimal an olympischen Spielen teilgenommen, sie waren Vorarbeiter im Dschungel, sie haben Kindermode gemacht. Also 100 Tätigkeiten, von denen man jetzt meinen würde, vielleicht ist das Leben des Carlo Pedersoli geeignet für einen Filmstoff. Oder nicht?

Da fehlt aber noch viel dazu. Sie haben einiges ausgelassen. Zum Beispiel fehlt, dass ich auch ein Jetpilot geworden bin. Da ich Pilot geworden bin, wurde mir gesagt, ich könnte niemals den Pilotenschein für Hubschrauber erwerben, aber den habe ich auch gemacht. Ich habe 400 Flugstunden als Hubschrauberpilot hinter mir. Das ist ganz schön viel für einen Privatmann. Auch einen anderen großen Bereich haben sie ausgespart, nämlich Musik. Ich habe nur die Worte gesetzt, auf italienisch. Musik von Alex Nord und mit Antonin Ferenko, mit Bella Vanoni, die sie wahrscheinlich kennen, habe ich jeden Abend mit eigenen Texten Musik gemacht. Gino wird im April/Mai eine CD herausbringen in neapolitanischen Dialekt, denn er ist Neapolitaner und auf italienisch, englisch und französisch.

Also ist das Leben ein Filstoff, das sie geführt haben? Oder nicht? Das wäre ein guter Film.

Tja, ich weiß nicht. Es ist eine merkwürdige Geschichte. Bis heute, schauen sie mal, solange das Gehirn noch weiter arbeitet, wird man irgendwas Neues machen.

Also, ein Teil wenigstens in diesen Leben war wie ein Bud Spencer Film, nämlich der Teil als sie als erfolgreicher Schwimmmeister und gerade promovierter Jurist Aussteiger wurden und für drei Jahre in den südafrikanischen, äh südamerikanischen Dschungel gingen, u.a. um Vorarbeiter zu sein beim Bau dieser berühmten Panamericana, die von ganz oben im Norden runtergeht bis nach Chile/Feuerland. Warum haben sie das gemacht? Was war die Motivation aus einen bequemen Leben auszusteigen und dort in den Dschungel zu gehen?

Ich habe mir eine Frage gestellt. Bis ins Alter von 27 wusste ich nicht, wer ich war. Warum? Voller Frauen, voller Erfolg. Ich lebte in einer Umgebung, die großartig war, ständige Partys. Papa und Mama hatten mir das Auto bezahlt. Es gab immer reichlich zu essen, immer neue Markenklamotten. Also, dann habe ich mich im Spiegel angeschaut: Du, wer bist Du? Taugst Du etwas? Bist Du stark, bist Du kräftig? Bist Du ein Feigling? Und um das herauszufinden, musste ich meine normale Existenz verlassen. Ich bin in ein Land gegangen in dem ich zuvor nie gewesen war, nach Amazonien. Ich habe dieses sehr schwere Leben auf mich genommen. Ich habe über Nacht sehr viel geweint. Ich habe es bedauert. Ich habe dieses vergoldete Leben vermisst, das ich hinter mir gelassen hatte. Aber, ich hatte begriffen, wer ich war und dann habe ich auch das Leben als Solches am Besten begriffen.

War diese Männergesellschaft da unten beim Bau der Panamericana etwa so rauh, wie das was man sieht in den Filmen, in denen sie als Bud Spencer sich schlagen? (Auf Nachfrage) Die da unten in Südamerika. War das eine rauhe Männergesellschaft? Mussten sie sich da durchsetzen? War das etwas, was außerhalb des normalen lag?

Ja, es waren Indios dort unten, die auch mit ihren. Es gab keine anderen Beziehungen zur Außenwelt. Sie haben mir den Sinn für Werte verschafft, von denen sie sich überhaupt keine Vorstellungen machen können.

Damit wir uns gleich eine Vorstellung machen reden wir gleich weiter, machen aber eine ganz kurze Pause für Nachrichten und Werbung und sprechen dann unter anderen über den Erfinder Carlo Pedersoli. Bleiben sie bei uns.

Bud Spencer ist zu Gast, im realen Leben Carlo Pedersoli. Willkommen nochmal! Stimmt das, dass sie als Erfinder 12 Patente haben? Mindestens.

Ich möchte mal was klarstellen, was die Patente angeht. Es gibt Patente auf Erfindungen und Qualitätspatente. Erfindungspatente sind solche, die etwas Neues erfinden. Davon habe ich kein einziges gemacht. Ich habe nur Qualitätspatente angemeldet. Die haben eine Gültigkeitsdauer von vier Jahren. Danach kann jeder das nachbauen. Ein Beispiel: Eine Zahnbürste, die nur einmal verwendet wird, denn darin ist bereits die Zahnpasta. Das habe ich vor 50 Jahren mir ausgedacht. Das haben sie mir dann nachgeahmt. Ich habe einen Spazierstock erfunden, so wie man sie damals bei den Pferderennen verwendete. Erinnern sie sich daran? Ich habe einen solchen Stock gemacht mit einem Tisch, denn man ausklappen konnte und den man dann wieder zusammenklappen konnte. Ich habe Leute Tennis (Maischberger korrigiert den Übersetzer auf Badminton) in einem Raum spielen lassen. Zum Beispiel dieser Raum hier ist zu klein, aber in einem größeren Raum könnten wir Tennis spielen. Wir brauchen nur einen Draht zu spannen, der den Ball immer wieder zurückholt, so dass er nicht über den Raum hinausfliegt. Solches halte ich also, Qualitätspatente.

Aber warum haben sie sich überhaupt als Erfinder verdingt? Haben sie zuviele Ideen im Kopf gehabt? Wussten sie nicht wohin damit? Woher kam das?

Nein, ich bin neugierig. Neugierig auf alles was nützlich ist. Ich komme in ein Land, ich hatte ja das Glück überall drehen zu können. Ich habe mir oft angeschaut, was fehlt den Leuten hier? Ich bin einfach so gebaut. Und ich versuche mir dann vorzustellen, wie kann man das Leben dieser Leute erleichtern? Das mache ich mein ganzes Leben lang schon so. Das ein oder andere Mal kommen dabei auch Patente oder neue Ideen bei heraus.

Was fehlt uns Deutschen? Was glauben sie? Jetzt mal ganz weit gefasst.

Schau'n sie mal, ich bewundere Deutschland und die Deutschen. Da gab es einen Satz mal von einen sehr sehr wichtigen Menschen aus der Politik Franz Joseph Strauß. Strauß, der ja jetzt nicht mehr bei uns ist, er stammte aus München, ich bin keineswegs ein Freund von ihm gewesen, aber ich habe mit ihm einige Male gesprochen. Er hat mir gesagt: "Wenn die Deutschen in Italien wären, wäre Italien seit langen schon den Bach hinunter gegangen. Zum Glück sind dort die Italiener. Was wollte Strauß damit sagen? Diese Ordnung, diese Disziplin, die gesellschaftlichen Beziehungen, davon können wir uns keine Vorstellung machen. In Neapel lebt man in einem gesellschaftlichen Chaos. Das passt für uns, denn wir leben seit jeher so. So wie ihr zu leben, das würde uns nicht gelingen.

Und ist das gut oder schlecht das italienische Chaos? Für eine Gesellschaft?

Für eine Gesellschaft ist es wirklich was Schlechtes. Aber als Lebensart für den Menschen allgemein kann es eine Gewohnheit sein. Aber ich glaube auch bei euch gibt es doch diesen Unterschied zwischen München und Essen und Krefeld und den ganzen Ruhrgebiet. Da gibt es doch einen ganz anderen Menschenschlag an Deutschen. Deshalb, überall gibt es einen eigenen Menschenschlag, ein Süddeutscher wird doch nie vergleichbar sein mit einen Norddeutschen von Bremen oder wo auch immer. Aber ihr alle habt so eine Lebensart, wir sind mehr sozial angelegt.

Wie fein ist die Linie zwischen dem kleinen italienischen Chaos oder das jeder für sich lebt und dem was man in der Politik dann sieht und Korruption nennt? Also wie schnell geht dieser Unterschied verloren? Ist die italienische Lebensweise anfälliger für Korruption in der Politik?

Es gibt einen Teil Italiens der Deutschland gleicht, der Norden von Turin bis nach Venedig. Unterhalb von Bologna dagegen endet das Italien von dem ich gerade spreche. Ich kenne Italien gut genug. Ich bin was die Politik angeht ein Demokrat. Von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken gibt es Menschen die diese gewählt haben und ich akzeptiere die demokratische Wahl.

Sie sind einer der Wenigen, der in diesem Studio sitzt und der Silvio Berlusconi persönlich kennt, weil sie mit ihm zich Filme gemacht haben, als er noch nicht Politiker war, sondern TV-Unternehmer. Beschreiben sie mir diesen Mann. Was treibt ihn, was ist das für ein Typ?

Ich glaube es ist ein außergewöhnlicher Mensch. Als Unternehmer hat er wirklich Unglaubliches geleistet. Meiner Meinung nach stellt er heute etwas sehr viel größeres da, als es früher denkbar war. Als Ministerpräsident, wenn ich als Bud Spencer Berlusconi beurteilen sollte, dann wäre das vermessen. Er war sehr wichtig im Bereich Kino und im Bereich Politik ist er ebenso wichtig. Schauen wir mal, was dabei herauskommt.

Sie sagen, sie können ihn nicht beurteilen. Ich habe das Gefühl, sie wollen ihn nicht beurteilen. Weil, sie sind ja nicht unpolitisch und sie sind ein intelligenter und studierter Mann. Sie können durchaus ihre Meinung habe über Silvio Berlusconi. Ich habe das Gefühl, sie wollen sie nicht äußern. Als Politiker.

Nein, das stimmt nicht. Da ist nur ein ganz wichtiger Faktor zu berücksichtigen. Ich beurteile nie einen Menschen, wenn ich ihn nicht seit vielen Jahren kenne, wenn ich nicht seit vielen Jahren Freund bin. Ich habe eine Arbeitsbeziehung mit ihm gehabt. Seit er Politiker ist, habe ich keinen Umgang mehr mit ihm. Wie soll ich also einen Menschen beurteilen, den ich nicht kenne? (Einwurf von Frau Maischberger, dass man sich ja ein Bild anhand der Medien machen könnte) Nun, sie beurteilen also die Menschen nach den Medien. Na, dann haben sie es ja fein getroffen. Ich traue mir das nicht zu.

Also alle die, die sagen Silvio Berlusconi ging in die Politik, weil er ansonsten ins Gefängnis gegangen wäre, haben alle nicht Recht, oder?

Also das glaube ich nun wirklich nicht. Nein, also dem stimme ich nicht zu. Ich nehme mal an, er hätte ja ebenso gut auch aus Italien weggehen können. Er ist in Italien geblieben, weil er Italien liebt.

Bei all den vielen Dingen, die sie gemacht haben und bei der Neugierde, die sie in ihren Leben als Antrieb immer offensichtlich haben. Hat es sie nie gereizt irgendwas Politisches zu machen, Bürgermeister zu werden oder vielleicht ein Kandidat einer Partei zu sein? Etwas zu repräsentieren?

Nein, niemals, denn die Politik braucht Kompromisse und ich mache nie im Leben Kompromisse.

Klares Wort. Sie haben ja verschiedene, ich sag jetzt mal Diktaturen aus der Nähe kennen gelernt, u.a. 1951. Da sind sie mit der Nationalmannschaft, mit der Schwimm-Nationalmannschaft nach Moskau gereist und es hieß, sie hätten vor dieser Reise noch leichte Sympathien für den Kommunismus gehabt. Wie hat diese Reise das geändert?

Es gab für mich damals im Alter von 20 Jahren nicht einmal das Wort Kommunismus. Ich habe mich nicht darum gekümmert, ich habe mich mit etwas ganz anderen befasst. Heute weiß bereits ein 14jähriger Bescheid über die Politik. Also das System hat sich sehr verändert. Es ist logisch, dass jemand in meinem Alter, mit 17 Jahren in Südamerika war und drei, vier Millardärsfamilien sah und andererseits die Volksmassen in absoluter Armut. Das ist klar, dass er sich dann auf die Seite des Volkes schlägt. Aber damals gab es für mich einfach das Wort Kommunismus noch nicht. Im Jahr 51 bin ich nach Russland gereist. Ich habe wirklich nichts gesehen, denn sie haben mir den Pass abgenommen. Sie haben mich einfach ins Schwimmbad geworfen. Da gab es keinen Blick nach draußen. Ich habe Moskau nicht gesehen. Ich habe mir also gesagt, irgendetwas stimmt hier nicht. Das ist alles. Also diese Erfahrung hat mir das beigebracht. Dann habe ich meine Meinung geändert. Danach kam der ganze politische Aufwand, da hat man dann, kulturell gesehen, die Begriffe revidiert. Und zwar auf einer Weise, auf die die Menschen nicht vorbereitet waren. Der Fernseher strahlt überall in die Häuser und Familien hinein. Die Menschen, die aufgrund des Rieseneinflusses des Fernsehen einfach keine ausreichende Bildung haben, wie sollen die sich ein politisches Urteil bilden? Und das ist auch ein bisschen der Grund für das allumfassende Chaos, das uns umgibt.

Hat der junge Carlo, der ja geboren ist 1929 in Neapel, der 1940 nach Rom kam irgendetwas mitbekommen vom Faschismus Mussolinis in dieser Zeit? War das bei ihnen zu Hause ein Thema? Oder war das völlig unpolitisch auch diese Zeit bei ihnen zu Hause, so dass man nicht darüber geredet hat?

Nein, am Ende des Krieges war ich 15 Jahre alt. Wir haben zu Hause nie über Politik gesprochen. Es gab natürlich das Radio. Es gab das Dampfradio, wenn man es so will, also kein normales Radio. Wir haben also praktisch keinen Blick auf die Welt gehabt. Wir haben nur die Bombardierung Neapels mitbekommen. Dann sind wir nach Rom umgezogen, einfach um den Bomben zu entgehen. Ich war beim Umzug 10 Jahre alt. Mit diesen Vater und dieser Mutter konnte man eigentlich nichts diskutieren, wie man das heute macht. Man ging um 9 Uhr abends ins Bett und das war dann alles. Die ganze Situation war einfach anders als heute.

Was wollten sie damals werden, als Junge? Was war ihr größter Traum?

Pilot und das habe ich dann erst mit 45 Jahren nachgeholt.

Warum haben sie so viele Stationen im Leben gehabt? Also das Chemiestudium, das Jurastudium, das Schwimmen, dann eben nach Südamerika zu gehen, die Schauspielerei, jetzt eben sind sie Pilot, sie machen Erfindungen. Sind sie über das rastlose hinaus immer noch auf der Suche nach etwas, was sie noch nicht gefunden haben, oder glauben sie, sie haben zum Punkt gefunden, wo sie genau wissen, jetzt braucht die Neugierde nicht mehr weiter zu gehen?

Nein, nein, die Neugierde geht nie aus. Das Wichtigste ist immer zu sehen, was geschieht nachher? Man muss immer schauen, was geschieht danach, bis zum Tod. Leider werden wir dieses Ereignis nicht mit unseren eigenen Augen miterleben.

Was glauben sie, was passieren wird?

Wenn ich das nur wüsste. Aber, an irgendetwas muss ich schon glauben. Es gibt keinen Mann und keine Frau auf dieser Welt, die nicht an irgendetwas glaubt. Auch der Atheist glaubt etwas, nämlich das Gott nicht existiert. Er glaubt also. Ich glaube also nicht, dass irgendjemand sagen könnte von sich: "Ich glaube nicht!". Der Atheist, der nicht an Gott glaubt, glaubt ja doch etwas, nämlich das Gott nicht existiert.

Es gibt ja noch Agnostiker, die glauben an gar nichts. Aber sie sind, glaube ich, das Gegenteil davon.

Wenn sie mich fragen, was ist das Nichts, von dem sie da sprechen? Das Nichts ist das Nichts. Also glaube ich an das Nichts. Also notwendigerweise ist das so. An irgendetwas muss man glauben.

Woran glauben sie?

Ich bin katholisch, Christ. Ich habe nicht bis in die feinsten Tiefen die Religionen studiert. Sie sind, soweit ich das beurteilen kann doch recht ähnlich. Ich glaube, dass es notwendig ist auf dieser Welt auf der wir leben eine Sicherheit zu haben. Ich möchte das Dogma nenne, eine Lehre, die uns einen Weg weist in diesen Leben, dass doch so kurz ist, auch wenn heute häufig schon viele die 100 Jahre erreichen. Es lehrt uns wenig. Wir reden uns die Köpfe über dies und das heiß, also dieses Ganze muss irgendwie doch in Ordnung gehalten werden, denn man kann nicht ohne den Glauben an irgendetwas leben. Wir sind die einzigen Tiere, denn wir sind ja Tiere, alle, die angezogen sind und die diesen Planeten zerstören. Die anderen sind nackt. Die Kleidung, die ich trage ist jedoch nicht nur die Jacke. Beethoven ist das Kleid der Musik. Das Verbrechen ist das Kleid des Kriminellen. Wir können von diesen Kleid, von dieser äußeren Erscheinung, nicht absehen.

Es ist viel Philosophie in dem was sie sagen. Es war in Bud Spencer Filmen nicht, aber wenn sie jetzt eine CD machen und sie singen Lieder, sind die Lieder mit Gedanken, wie denen, die sie jetzt äußern oder sind es eher traditionelle, alltägliche Lieder? Was sind das für Lieder?

Es sind Lieder, die von der heutigen Gesellschaft erzählen und die den ganzen Bogen meines Lebens durchmessen, seitdem ich Pubertierender war bis ich der alte Mann geworden bin, der ich heute bin.

Können sie etwas singen?

Nein, ich kann nur die Worte sagen: "Wenn du dich im Spiegel anschaust, dann bist du alt geworden. Dann pfeiff darauf und lache!"

Und wie klingt die Melodie?

Da müsste man auch dazu spielen. Nur so singen? Nein, das kann ich nicht. Überhaupt nicht.

Dann danke ich für die vielen weisen Worte, für diesen Besuch im Studio und freue mich auf neapolitanischen Lieder, ach, was steht auf der CD? Bud Spencer oder Carlo Pedersoli?

Bud Spencer, Bud Spencer

Nur, damit wir das finden. Danke für diesen Besuch und noch viele Erkenntnisse im Leben.

Danke sehr, danke sehr! Auf Wiedersehen!

 
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